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Wir bewegen uns langsam, aber zielsicher auf die in Süddeutschland und Österreich sogenannte stade Zeit zu. Das Wetter lädt dazu ein, nach innen zu gehen und Bilanz zu ziehen. Doch noch ist das Jahr nicht zu Ende.

Selbst ich, die sich ja von Anfang des Jahres an auf Transformation gepolt hat, bin langsam froh, wenn ich 2023 wohlwollend abschließen kann. Es war viel los, manchmal sehr schnell viel los, und das Verdauen der verschiedenen Ereignisse konnte oft nicht zeitnah passieren. Was zwangsläufig dazu führt, dass sie sich im Inneren anhäufen und irgendwann einmal ex- oder implodieren. Um das zu verhindern, ist viel Achtsamkeit nötig, die auch nicht immer verfügbar ist, wenn einen das Leben vor sich hertreibt. Kein Wunder also, wenn die stade Zeit ausgerufen wird, von der man hofft, dass sie alle anderen und vor allem das Leben an und für sich umfassen möge.

Ich persönlich habe ein starkes Bedürfnis, mich in meinen Onesie zu hüllen und angesichts der offensichtlichen Unattraktivität eines solchen einteiligen Kleidungsstücks einfach zu verschwinden. Doch was ich möchte und was tatsächlich notwendig ist, sind zwei Paar Schuhe. Seit gefühlt zehn Jahren bitte ich das Universum, die Geschwindigkeit meines Lebens zu verlangsamen, weil ich langsam außer Puste gerate. Auf diesem Ohr ist es aber offensichtlich taub und schaufelt fleißig Herausforderungen in meine 24 Stunden, dass mein Ohr pfeift. Andererseits: Uns wird immer nur zugemutet, was wir auch tragen können, und offenbar ist da noch etwas Luft nach oben.

Ende

Mir ist durchaus bewusst, dass ich dadurch Widerstand aufbaue und meine Energie verschwende. Ginge ich frohen Mutes mit dem Strom, könnte ich meine Energie vermutlich gewinnbringender einsetzen. Doch ich frage mich immer öfter, ob mein persönlicher Fluss denn überhaupt nicht zählt? Ob immer das Universum das letzte Wort hat oder ob es manchmal einfach auch Pausen gibt, wo ich zumindest der Illusion anhängen darf, dass es auch einmal nach meinem Kopf, wahlweise meinen Bedürfnissen geht? Ich bin normalerweise sehr gut darin, mich dem Flow hinzugeben, aber ich komme mit dem Verdauen nicht mehr nach, was mich sehr müde macht. Oder wie es eine Freundin von mir kürzlich sagte: „Wir gehen eben auch schon auf die 60 zu.“

Ich wollte ihr schon zustimmen, vor allem weil ich bezüglich meiner Einstellung merke, dass ich mich wirklich nicht mehr mit Krethi und Plethi befassen will, geschweige denn mit ihren Problemen. Doch dann habe ich innegehalten und nachgedacht. Alter ist nur eine Zahl, und da brauche ich nur meine Glitzerboots anschauen, die ich liebe. Auch wenn ich nach einem Jahr wie diesem müde bin, heißt das noch nicht, dass mein Lebenshunger weniger geworden ist. An der Schwelle zu einem völlig neuen Lebensabschnitt stelle ich fest, wie aufgeregt ich darüber bin, in meinem Alter einen weiteren frischen Start erleben zu dürfen. Wie motiviert ich bin, auf der Basis meiner Erfahrung immer mehr in ein Leben zu kommen, das mir perfekt entspricht. Und das ist ein ständiger Prozess. Alt zu werden beziehungsweise zu sein erscheint mir eine physische Facette meines Daseins, die zwar à la longue nicht zu leugnen sein wird, allerdings nicht meine Neugier gegenüber dem Leben beeinflussen sollte. Es ist immer die richtige Zeit für eine Veränderung, Bequemlichkeit keine Option. Na ja, vielleicht manchmal - aber nicht zu lange! Denn das Leben will einfach gestaltet werden, bis zum letzten Atemzug. Und was danach kommt, wird noch einmal ein ganz anderer Trip. Hey, ich bin gar nicht mehr müde!

Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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