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Kürzlich durfte ich feststellen, dass man auch in Österreich Abenteuer erleben kann. Denn für eine Strecke von rund 380 Kilometern kann man unter Umständen durchaus einen Tag einplanen.

Ich bin ja eine leidenschaftliche Autofahrerin, schon immer. Man kann abbiegen, wo man möchte, stehen bleiben, wo es einer gefällt, rauchen, laut singen. Nicht einmal das Flugzeug kann da mithalten, das ich ja auch sehr gerne habe, obwohl es pfui geworden ist. Im Flieger zu sitzen bedeutet für mich, in einer Komfortzone zu sitzen und mich wie ein Baby pampern zu lassen. Für Unterhaltung ist gesorgt, für Essen sowieso, und wenn ich dann noch das Glück habe, zwei bis drei Sitze zum Schlafen zur Verfügung zu haben, ist meine Welt über den Wolken in Ordnung. Trotzdem: Ich liebe Autofahren. Das ja auch zunehmend pfui wird.

Deshalb und aus anderen Gründen hatte ich mich kürzlich dazu entschlossen, mit dem Zug ins Burgenland zu fahren. Dort hatte ich einen halbtägigen firmeninternen Workshop zu halten. Und da dieser bereits um neun Uhr morgens zu beginnen hatte, reiste ich am Vortag an. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, weil die Abrechnung für meinen Auftraggeber einfacher war. Bei der Buchung der Strecke war mir bereits klar: Die Reise wird dauern. Bis ich in Graz war, hatte ich bereits drei verschiedene Verkehrsmittel ausprobiert, danach folgten zwei weitere, bis ich in meinem Hotelzimmer angekommen war. War es beim Betreten der S-Bahn noch hell, waren in Bad Tatzmannsdorf die Straßen bereits durch Laternen beleuchtet. Trotzdem war der Tag schnell vergangen.

Was allerdings mühsam war: den Koffer trotz Rollen hin und her zu manövrieren. Doch das ist ganz und gar meine eigene Verantwortung, die sich im Laufe der vergangenen Jahre verschoben hat. Waren es während des Großteils meines Reiselebens Klamotten und Schuhwerk, die den meisten Platz in Koffern einnahmen, ist es jetzt alles andere. Wie ich effizient Kleidung einpacke, ist mir durch die vielen Trips in Fleisch und Blut übergegangen. Deshalb kann ich mich jetzt voll und ganz auf meine Reisebedürfnisse konzentrieren. Und mir selbst das Leben damit buchstäblich schwer machen.
Für eine Reise mit Zug und Bus bedeutet das unter anderem, dass man viel Zeit zum Lesen hat. Also habe ich vier Bücher mitgenommen. Es könnte ja eines dabei sein, das mir zu anstrengend, langweilig oder nervig erscheint. Falls mir das Lesen nicht mehr behagt, könnte ich ja YouTube-Videos schauen - also habe ich das Tablet eingepackt. Und wenn ich einfach aus dem Fenster hinausschauen möchte, darf es ruhig auch Musik sein - also kam mein Musik-Handy auch mit. Und natürlich zwei Schreibbücher, falls eine Idee aufpoppt, die ich gleich weiterverfolgen und ausarbeiten möchte. Noch dazu die Workshopunterlagen in ausführlichem Umfang, weil ich ja optimal vorbereitet und für Notfälle gerüstet sein möchte. Kurz gesagt: Mir ist es wichtig, für jegliche Situationen gewappnet zu sein.

Abenteuer

Wenn man wie ich viel Zeit alleine verbracht hat in der Vergangenheit und deshalb die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden vollumfänglich übernehmen musste, kommt man an einer Vorgehensweise wie dieser nicht herum. Und das hat vor allem einen Grund: Man weiß, was man braucht, damit es einem gut geht. Und wie meine Freundinnen beim Junggesellinnenabschied lernen durften: Man gibt diese Verantwortung auch nicht mehr ab. Auf sich selbst zu schauen, wird zu einem Automatismus. Für meine Freundinnen bin ich seit dem Sommer ein kleiner Kontrollfreak, weil ich mich nicht mit der Anforderung, ein Handtuch einzupacken, zufriedengeben wollte. Ich musste wissen, welche Größe das Handtuch haben sollte. Die Möglichkeiten sind eben vielfältig, sowohl was den Einsatz eines Handtuchs als auch das Handtuch selbst angeht. Damit hatten meine Freundinnen nicht gerechnet.

Wie auch immer. Mein Selfcaring ist mir also in Fleisch und Blut übergegangen, und es gibt anscheinend auch keinen Weg, es zu delegieren. Das ist für mich eine gute Nachricht, denn ich erinnere mich noch, als vor über 30 Jahren mein damaliger Freund sich selbst zum Food & Beverage Manager ernannte, nur weil ich nicht fähig war, selbst meine Hunger- und Durstbedürfnisse überblicken zu können. Davon bin ich heute glücklicherweise meilenweit entfernt, auch wenn mit den Meilen der Koffer mit den bedürfnisstillenden Utensilien ganz schön schwer werden kann. Nur der Vollständigkeit halber: Von den Büchern habe ich in zwei hineingeschnuppert, das Tablet wurde auch nicht gebraucht. Ob ich mir das bis zum nächsten Mal merke? Ich werde berichten.

Bilder © Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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