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Es fließt momentan, und zwar so viel, dass ich Mühe habe, alle Ideen auf den Boden zu bringen. Ein wahrer Segen für Menschen im fünften Jahrzehnt - auch für Männer.

Als ich mich Mitte meiner 40er-Jahre darauf vorbereitet habe, dass mein Leben „wechseln“ könnte, habe ich gelesen, dass einer der Hauptgründe, warum Beziehungen im fünften Lebensjahrzehnt gerne scheitern, der ist: Frauen haben nach ihren vielen familiären Aufgaben endlich Zeit für sich, weil die Kinder groß und häufig auch aus dem Haus sind. Männer hingegen gehen dem Ende ihres Arbeitslebens entgegen und freuen sich darauf, endlich Zeit mit der Frau zu verbringen. Und das passt eben oft nicht zusammen. Weil die Frau in ihre Kraft kommt, das Bewusstsein erlangt, dass sie noch Jahrzehnte vor sich hat, die sie gestalten kann. Und möchte. Kurz: Sie wird aktiver, während der Mann passiver wird. Kürzlich habe ich einen Artikel über die Wechseljahre für Frau und Mann geschrieben, und, ja, sie können bei beiden Geschlechtern auftreten und, ja, da kann man etwas dagegen machen, wenn man möchte. Doch das ist eine andere Geschichte.

Kürzlich habe ich mich mit einem alten Freund getroffen. Guter Job, gut situiert, halbwegs gesund, stabiler Freundeskreis und Ende 50. Doch entgegen meiner Annahme, dass damit für ihn alles im grünen Bereich ist, hadert er mit seinem Leben. Vieles, was er möchte, zahlt sich für ihn nicht mehr aus. Und wenn er an seine Pensionierung in sieben Jahren denkt, kriegt er heute schon die Krise. Wie Sie sich denken können, habe ich meine Lösungskanone aufgefahren und ihn mit zahlreichen Ideen überschwemmt, auch mit stärkenden Worten. Denn ich bin davon überzeugt, dass auch Männer über 50 genug Auftrieb haben können, um ihrem Leben aufregende Aspekte abzuringen.

Ein anderer Mann im gleichen Alter blickt ebenfalls mit verhangenem Blick auf seine Vergangenheit, konzentriert sich auf die Fehler, die er gemacht hat, lässt das Geschaffte wenig gelten. Stattdessen überlegt er sich, ob er möglicherweise dement ist, weil er sich bestimmte Dinge und Namen nicht mehr merken kann. Über die vergangenen Jahre habe ich vergeblich versucht, seine Aufmerksamkeit in eine positive Richtung zu lenken, ihm einen Perspektivwechsel angeboten. Doch er hat sich anders entschieden. Weil sich das alles eben auch nicht mehr auszahlt. Er leidet an mehreren Krankheiten, die aus einem psychosomatischen Blickwinkel alle auf seine Lebenssturheit zurückgeführt werden könnten.

Mühe

Nun ist es ja nicht so, dass ich von einem Wunschtraum schreibe, wenn ich Männer über 50 darin bestärke, ihr Schicksal doch in die Hand zu nehmen, und das jeden Tag. Mein scheinbarer Idealismus ist Beobachtungswissen aus erster Hand. Mein Ex ist ein Meister darin, immer wieder etwas Neues zu beginnen, weil er eben für sich beschließt, dass manche Gewohnheit nicht mehr dienlich für ihn ist. Er wird bald 61 Jahre. Veränderung ist für ihn fast eine Notwendigkeit, um der eigenen Lebensaufgabe gerecht werden zu können – und auf so vielen Ebenen wie möglich.

Mein Mann - er ist 54 Jahre alt - hat ebenfalls beschlossen, das Gewohnte hinter sich zu lassen und ein neues Leben hier bei und mit mir zu beginnen. Nach über 25 Jahren unter südafrikanischer Sonne wird er sich wieder an die Jahreszeiten gewöhnen müssen, doch er findet alleine die Tatsache, dass so vieles neu für ihn sein wird, total aufregend und inspirierend. Sein bisheriges Leben inklusive Karriere waren gut, doch wenn sich die Gewohnheit einschleicht, hat sie meist auch die Langeweile im Gepäck. Die kann man aussitzen, muss es aber nicht. Und weil mein Mann nicht muss, wird bald alles anders. Und für ihn zahlt sich das alles aus.

Dass ich Neuem gegenüber offen bin, dürfte sich den Stammlesenden dieser Zeilen inzwischen hinlänglich erschlossen haben. Und so zahlt es sich selbstverständlich auch für mich aus, mein Leben mit dem meines Mannes in Einklang zu bringen. Wir haben so viele gemeinsame Pläne, und abgesehen davon verfolgen wir beide unsere eigenen Agenden. Irgendjemand hat mich gefragt, ob es ihm nicht zu viel werden könnte, dieses ergebnisoffene, aufgeschlossene Leben, das ich führe. Mein Mann meinte, dass er sich auf jede Abwechslung freue und sie gar nicht erwarten könne. Trotzdem mache ich mir Gedanken - wieder einmal -, ob die Stunden eines Tages für all diese Enthusiasmusideen reichen werden. Mir fällt es ja oft schon alleine schwer, den Download an Einfällen zu bündeln und auf den Boden zu bringen. Doch ich bin zuversichtlich, dass zwei Menschen mit glänzend erprobtem Organisationstalent das schaffen werden. Und dass es sich am Ende ganz bestimmt für uns auszahlen wird.

Weitere Beiträge von Claudia Dabringer finden Sie hier.

Bilder © Pixabay

 
Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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