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Ist der Weg, das Schicksal eines jeden, vorherbestimmt? Wenn ja, kann ich das Universum trotzdem verändern?

MoonHee beantwortet hier Fragen des alltäglichen Lebens oder Fragen, die ihr schon immer einmal stellen wolltet. In ihrem ersten Beitrag „Wie geht es dir heute? Danke, gut!“ findet ihr mehr Informationen dazu.

Antwort MoonHee:

Zu dieser Frage gibt es große theologische wie philosophische Debatten. In der Theologie findet man die Lehre von der Erwählung durch Gott, die Prädestination. Gott hat zu Beginn der Schöpfung das Schicksal eines jeden Menschen schon festgelegt. Wer errettet oder vedammt wird, das liegt einzig und allein in der Gnade Gottes. Die zwei Haupttheorien in der Philosophie sind der Determinismus: Das Zukünftige ist durch Ursache und Wirkung festgelegt, es gibt keinen Spielraum. Hinzu kommt der Indeterminismus: Ereignisse sind nicht unbedingt kausal bestimmt, die Dinge können sich so oder auch anders ereignen.

Diese drei Theorien bringen ihre Schwierigkeiten mit sich. Allen gemeinsam ist das Problem der Willensfreiheit. Wenn alles determiniert ist, wie können wir Menschen frei handeln? Wenn wir keine selbstbestimmten Wesen sind, wie können wir für unsere Taten zur Rechenschaft gezogen werden? Moral und Ethik, Gesetze und Bestrafungen ergeben dann überhaupt keinen Sinn mehr. Bei der Prädestinationslehre kommt das Problem der Theodizee hinzu: Wenn Gott gut ist, wie kann es das Böse geben, bzw. warum lässt Gott es zu? In einer indeterministischen Welt wiederum, wo die Dinge zufällig so sind, wie sie sind, gibt es weder Gesetzmäßigkeiten noch einen freien Willen. Eine Handlung, die auf Zufall beruht, ist keine willentliche.

Trotz vieler Spielarten dieser Theorien liegt die Lösung wohl in der Mitte. Das Universum folgt bestimmten Gesetzen, und es gibt eine Kontinuität in den Dingen. Aufgrund der Schwerkraft fallen Dinge immer nach unten und niemals nach oben. Ebenso folgt auf den Tag die Nacht, und jedes Lebewesen stirbt. Doch sind die Dinge weniger vorhersehbar und kalkulierbar, als wir es annehmen. Zum Beispiel wissen wir nicht, wie das Wetter in exakt zwei Jahren sein wird, wir wissen nicht einmal, ob wir in zwei Jahren überhaupt noch leben werden. Was macht uns so sicher, dass die Sonne morgen wieder aufgehen wird? Wir nehmen es an, weil wir es nicht anders kennen. Aber nur, weil sie es bisher getan hat, können wir nicht daraus schließen, dass sie es morgen und übermorgen auch tun wird. Unterliegt die Sonne einem Naturgesetz, dass sie aufgehen muss? Gewohnheiten sind keine Naturgesetze, und Naturgesetze scheinen nicht immer das zu sein, was wir denken, dass sie seien. Trotz vergangener Erfahrungen, Annahmen und Wahrscheinlichkeiten ist die Zukunft offen und ungewiss.

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Und das ist gut so. Denn sonst gäbe es nichts. Unser Universum ist keine Einbahnstraße und kein in sich geschlossenes System. Es ist nicht etwas Starres, sondern prozesshafte Potenzialität. Unser Kosmos lebt, bewegt und entwickelt sich – mit all den Dingen und Möglichkeiten in ihm. Leben bedeutet Wechselseitigkeit, Kommunikation und Austausch. Von Zukunft oder Schicksal kann nur gesprochen werden, wenn aus Potenzialität Aktualität werden kann. Hierfür braucht es die Fähigkeit zu Veränderung und Spontanität. Für den Quantenphysiker Hans-Peter Dürr ist die Zukunft im Wesentlichen offen. Sie ist unendlich vielfältig, aber nicht beliebig. Das, was zur Wandlung, zum Neuen beiträgt, das sind nicht nur ich oder du, „sondern alles, was in der Welt sich manifestiert, das Lebendige und auch das Unbelebte, die tote Materie“1, ist Teilnehmer im großen Prozess der Wirklichkeit.

Im großen Prozess der Wirklichkeit hat alles und jeder eine Stimme und wird gehört. Das Universum ist nicht taub und blind für die Belange und Bedürfnisse seiner Teilnehmer. Das Universum ist radikal relational – alles ist und wird durch Beziehung. Da alles mit allem verbunden ist und nichts für sich isoliert steht, interagiert und beeinflusst sich alles gegenseitig. Ein Stillstand bzw. eine Festlegung ist somit nicht möglich – alles verändert sich unaufhörlich. Die fundamentale Kraft der Wirklichkeit ist der Wandel, und der setzt Offenheit voraus. Das heißt, es gibt nichts Abgeschlossenes und nichts Fertiges. Die Dinge und unser Leben mögen gewissen Gesetzesmäßigkeiten folgen, jedoch ist der Rahmen nicht so eng gesteckt, wie wir denken. Freiheiten, Abweichungen und spontane Erneuerungen sind nicht nur möglich, vielmehr gehören sie zum natürlichen Programm des Universums. Das Programm ist weder festgelegt noch unveränderlich. Wir alle schreiben mit jedem neuen Gedanken, Gefühl und Handeln das Programm augenblicklich um. Unser Weg ist nicht vorgezeichnet, er aktualisiert sich und mit ihm das ganze Universum, mit jedem Schritt, den wir gehen. Indem wir uns verändern, verändern wir nicht nur unser Schicksal, sondern greifen auch in die Schicksale der anderen ein.

Wir sollten uns nicht fragen: Wie kann ich das Universum verändern, damit alles gut wird?, sondern uns um eine Antwort bemühen: Wie kann ich mich selbst verändern und mein Leben von Oberflächlichkeiten befreien, um positiv auf das Schicksal aller zu wirken? Indem ich ganz bei mir selbst bleibe, mich selbst anschaue und mich selbst erkenne, erfahre ich: Ich und das Universum sind wesentlich eins; mein Schicksal ist zugleich das Schicksal der anderen, und das der anderen ist meins. Im Grunde genommen gibt es nur ein großes Schicksal und ein großes Karma, an dem wir alle Anteil haben. Wenn wir das verstehen, dann handeln wir im Sinne aller und werden zu den Weltbürgern, die die Welt so dringend braucht. Erst im Verstehen und Leben der universellen Einheit bin ich wahrhaftig frei und selbstbestimmt. Davor ist all mein Tun und Bemühen nur ein Produkt des Ichs, dem ich zwanghaft folge.

1 Vgl. Hans-Peter Dürr/Raimon Panikkar, Liebe – Urquelle des Kosmos 2013, 32.

Weitere Fragen & Antworten von MoonHee Fischer finden Sie hier.

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Bilder Teaser und Text© Unsplash

Bild Header © Sigurd Döppel

Dr. phil. MoonHee Fischer

Dr. phil. MoonHee Fischer

„Was eines ist, ist eines. Was nicht eines ist, ist ebenfalls eines.“ (Zhuangzi) Jenseits eines dualistischen Denkens, im Nichtgeist, gibt es weder das Eine noch ein Anderes. Wo das Eine sich von einem Zweiten abgrenzt, ist keine Einheit, sondern Zweiheit. Die Erfah-rung des Einen – ich bin al...
Kommentare  
# Petrasek, Steffi 2023-08-03 20:48
ich war nicht gewollt, mit einem dreivierteljahr bin ich in ein Dauerheimgekommen, als ien Tochter von eiiner fahnenflüchtigen. Dementsprehchend ist mir mein Willen gebrochen worden. mit 3 Jahren bin ich adoptiert worden. als 1974 mein erstes Kind, meinen Jirko, zur Welt brachte begann die glücklichste Zeit meines Lebens. 1977 hatten wir einen Autounfall, bei dem mein kleiner so sehr geliebter kurz vor seinem 3. Geburtstag verstarb. Damit starb mein wieder einmal mein Lebenswillen und -sinn und das noch bis heute.
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# Petrasek, Steffi 2023-08-03 20:49
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