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Das Eichhörnchen empfindet Freude, wenn es sich vom Apfelbaum zur Platane, zum Nussbaum schwingt – und ich lerne: Ich kann das auch. Zumindest intellektuell.

Das Außen wird von einem typischen Herbstwind gewiegt, im Innen - vor allem dem meines Kopfes – tut sich genug. Und das vor allem deshalb, weil ich gerade vieles lerne. Und dabei ganz viele Begleiterinnen habe, von denen wertvolle Tipps kommen. Jetzt gibt es ja einen Unterschied zwischen Wissen und Bildung, der darin liegt, dass man das Wissen auf den Boden bringt und damit nicht nur seine Gehirnganglien verstopft, wahlweise damit als Klugscheißer hausieren geht. Und das hält mich momentan gerade sehr auf Trab.

In den letzten Tagen war da einiges aus dem Lot. Mein Körper hatte ein wenig mit einem Zipperlein hier und einer Verwerfung dort zu kämpfen, und ich gestehe: Das hat mir ein wenig aufs Gemüt geschlagen. Mein Kopf ist dreißig, mein Körper eben „voll50“. Kannste machen nix. Doch durch verschiedene Interventionen bin ich seit Samstag wieder austariert, unternehmungslustig und überaus lernwillig. Der Berg an Kreativbüchern, den ich während meines Urlaubs angeschaufelt hatte, wird ein bisschen kleiner, mein Kopf ein bisschen schwerer – wenn ich das Gelesene nicht umsetze. Doch dazu bin ich wild entschlossen.

Das Probeexemplar meines neuen Buches, das eigentlich eines ist, das jede und jeder für sich selbst schreiben kann, ist fertig und soll natürlich unter die Leute. Und das bedarf einiger Maßnahmen, die aber natürlich nicht auf meinem Pippi-Langstrumpf-Mist wachsen. Schließlich bin ich kein Digital Native, die schon mit der Mouse in der Hand auf die Welt gekommen ist. Doch ich habe eine ganz tolle Frau gefunden, die mich dabei unterstützt und bei jedem Posting, das wieder einmal dieser Pippi-Langstrumpf-Welt entspringt, eine Nachricht schreibt, dass es eben nicht so geht. Sie ist dabei so lieb und konstruktiv, dass sie mir nicht nur hilft, es besser zu machen, sondern auch, lernen zu wollen, wie es besser geht.

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Deshalb bin ich aktuell bei einem Onlinekongress eingeschrieben und nehme parallel an einem Sieben-Wochen-Kurs teil, der sich mit meinem Business beschäftigt. Und ich lerne eine Menge. So viel, dass ich mir gestern, als ich kurz bei einem Latte macchiato in meinem bevorzugten Eiscafé in der Sonne saß, gedacht habe: Ich habe ein neues Hobby. Und dieses Hobby ist, mich um die verschiedenen Facetten meines beruflichen Daseins zu kümmern. Heute hat mich die E-Mail einer meiner „Voll50“-Frauen erreicht, worin stand: „Du hast einen schönen Beruf!“ Tatsächlich ja. Aber vieles davon ist auch selbst gemacht.

Gemerkt hatte ich das in den Monaten des Lockdowns. Während andere arbeitslos zu Hause oder im Homeoffice saßen, eventuell in Kurzarbeit waren, habe ich Ideen gewälzt, Pläne gemacht und an deren Umsetzung gearbeitet. Mir war keine Sekunde langweilig, weil ich gemerkt habe: In dieser Zeit ist es ein Segen, seine eigene Herrin zu sein. Weil die Reaktions- und Entscheidungszeiten extrem kurz sind, ebenso wie die Wege, etwas umzusetzen. Diese Selbstwirksamkeit hat mir die Berge gegeben, vor denen ich Zeit meines Lebens geflüchtet bin. Und obwohl es schon wieder Fluchtpläne für das Jahresende gibt, möchte ich aktuell nirgendwo anders sein.

Inmitten meiner Schreibbücher, Manuskripte und Vision Boards fühle ich mich zu Hause wie schon lange nicht mehr. Jede Lektion aus Büchern, Interviews und Kursen wird dankbar aufgenommen und daraus etwas lukriert, was ich inspirierend finde. Wenn ich dabei über das Ziel hinausschieße und mir eine geschlagene Stunde einen Namen für meinen Podcast überlege, ruft mich meine fabelhafte Wing Woman auf den Boden zurück und sagt, dass „Podcast“ ausreichend wäre und gerade in diesem Punkt keine Wortverliebtheiten Platz hätten. So mag ich das, so brauche ich das. Und das Großartige daran ist: Ich werde dabei nicht auf ein Mindestmaß in den Boden gestampft mit meinen Ideen, sondern auf eine sehr wertschätzende Art und Weise eingefangen. Und meine Kreativität kann weiter fliegen, ohne sich verletzt im Gefieder verstecken zu müssen.

Das Wetter draußen mag grau sein, der Wind hinterhältig unter die Bluse kriechen, die Feuchtigkeit Ränder an den Wildlederschuhen hinterlassen – momentan ist das mein Wetter. Eines, das mich machen lässt, mich nirgendwohin ruft, lockt, verführt. Und mir die Perspektive öffnet, dass Lernen leicht macht wie ein schwungvolles Eichhörnchen. Fast werde ich zum Kind, das am Tag auch unzählige Eindrücke sammelt, um irgendwann einmal die Regeln der Erwachsenenwelt durchschauen zu können. Über diese Schwelle bin ich schon gegangen, und nicht alles hat mir gefallen. Weshalb am Ende des Tages bei allen gewonnenen Erkenntnissen gilt: Pippi Langstrumpf will Spaß. Und dafür habe ich das richtige Betätigungsfeld gefunden.

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Bilder  ©  Pixabay

Claudia Dabringer

Claudia Dabringer

Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg mit allem, was zu einer Studentenzeit dazugehört. Mehrjährige Konzentration aufs Radiomachen, bis alles durchexerziert war und das Schreiben wieder im Kopf präsent wurde. Seitdem freie Journalistin und als Fachtrainerin & Schreibpädagogin...
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