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Achtsamkeit & Meditation

Im achtfachen Übungsweg des Buddha und in den fünf Richtlinien ist die Rechte Rede ein wichtiger Teil der täglichen Praxis. Was sagen diese Regeln, wie kann man sie im Leben umsetzen, und was bringt es einem?

Die Anweisung des Buddha zur Rechten Rede ist sehr einfach. Hier heißt es: „Was … ist Rechte Rede? Das Abstehen von falscher Rede, das Abstehen von boshafter Rede, das Abstehen von grober Rede, das Abstehen von sinnlosem Geschwätz: Dies wird Rechte Rede genannt.“

Noch einfacher ist die Anweisung im Rahmen der ethischen Regeln: „Da gibt ein edler Schüler falsche Rede auf und enthält sich davon.“ Falsche Rede bedeutet, dass jemand nicht die Wahrheit spricht, sie nicht schätzt, die anderen täuscht und daher nicht vertrauenswürdig und verlässlich ist.

Buddha

Solche Worte klingen wie Gebote, und man ahnt, worin die Schwierigkeit besteht: Selbst wenn man sich Rechte Rede vornimmt, heißt das noch lange nicht, dass es gelingt. Folgendes kann für die Umsetzung des Vorhabens hilfreich sein:

Punkt 1: Man mache sich klar, dass Rechte Rede kein Gebot ist, sondern eine Übung der Achtsamkeit. Es handelt sich um eine Empfehlung. Sie dient vor allem dazu, Selbstachtsamkeit zu entwickeln, wann man nicht die Wahrheit sagt, mit Worten verletzt oder sinnloses Zeug redet. Der Entschluss, Rechte Rede zu praktizieren, wirkt wie ein Sensor, der am Anfang die groben Verstöße anzeigt, also etwa jemanden absichtlich für den eigenen Vorteil zu belügen, und dann immer feiner wird. Jedes Mal, wenn man diese Art der Selbstachtsamkeit übt, werden die schädlichen Samen nicht bewässert, bekommen keine Nahrung und werden so immer seltener auftauchen. Welch eine Freiheit, irgendwann zu bemerken, dass der Geist gelernt hat, selbst die feinsten Unwahrheiten zu unterlassen!

Punkt 2: Wenn die Rechte Rede als Gebot verstanden wird, also als etwas, das „von außen“ kommt, besteht die Gefahr, dass die Übung an der Oberfläche bleibt und der innere Widerstand so stark wird, dass er die Übung tötet. In einer meiner Gemeinschaften gab es immer wieder Streit. Deswegen führte ich die Übung des „Blumen Bewässerns“ von Thich Nhat Hanh ein. Dabei setzt man sich zusammen und statt sofort in den Konflikt zu gehen, versucht man, über die anderen nur Positives zu sagen. Das ist eine geniale und wirksame Methode, die ich sehr empfehlen kann. Doch die Beteiligten fanden solch ein Reden manchmal sehr künstlich und wollten das nicht. Man kann es lernen, doch am Anfang ist es einfacher, eine andere Form der Rechten Rede bei Konflikten zu üben: Gib deinem Partner einen Stein in die Hand und solange dieser den Stein hält, darf er oder sie reden und alles sagen – und du hörst nur zu, ohne zu unterbrechen, ohne Kommentar. Auch das kann Rechte Rede sein.

Punkt 3: Die Rechte Rede kann man nachhaltiger üben, wenn man den Weg „von innen“ versucht, über Einsicht. Es geht darum, die Kraft und Wirkung von Worten zu verstehen. Warum sollte man Lügen, Schimpfen, Aggression und Beleidigungen vermeiden? Weil sie echtes Gift sind, Beziehungen zerstören, den eigenen Geist in Unruhe versetzen und letztlich auch keinen Vorteil bringen. Je mehr man einsieht, dass ein solches Verhalten eine Art geistige Krankheit ist, desto mehr ist man motiviert, es zu lassen. Das Bewusstsein, dass man mit Lügen, Schimpfen, Aggression und Beleidigungen, Leid erzeugt, wird einem helfen, gerne auf seine Worte zu achten. 

Punkt 4: Sehr oft reagiert man wütend, wenn man selbst von hasserfüllten oder ungerechten Worten getroffen wird. Obwohl man sich vornimmt, ruhig zu bleiben, wird oft gar nicht bemerkt, wie man alle Arten der unrechten Rede ergreift, um sich zu verteidigen. In diesen Fällen ist eine weitere Einsicht hilfreich. Obwohl Worte die Kraft haben, jemanden zu verletzen oder zu erfreuen, muss ihnen diese Macht nicht gegeben werden. Worte sind nur Worte. Der Buddha wurde einmal von einem Bürger böse beschimpft. Der Erwachte sagte dem Sinn nach: „Du hast doch manchmal Gäste und bewirtest sie? Was machst du, wenn jemand eine Speise nicht nimmt?“ „Das ist kein Problem, jeder braucht nur das zu nehmen, was er verträgt“, erwiderte der Bürger. „Deshalb werde ich deine Worte nicht annehmen, denn diese sind nicht gut zu vertragen“, antwortete daraufhin der Buddha.

Punkt 5: Worte sind Gedanken, die an andere gerichtet werden. Sie sind Informationen, die der Geist bereitstellt. Deshalb beginnt die Übung der Rechten Rede mit einer weiteren Übung des achtfachen Weges: dem Rechten Bemühen. Diese Übung besteht darin, auf die eigenen Gedanken zu achten, die negativen, schädlichen, böswilligen zu erkennen und gehen zu lassen und die freundlichen und liebevollen einzuladen und zu stärken. In einer Rede über die Vermeidung von Streit sagt der Buddha: „Da hält ein Bhikkhu (Mönch, Übender) sprachliche Handlungen der Liebenden Güte gegenüber seinen Gefährten (…) ein. Dies ist eine bemerkenswerte Eigenschaft, die Liebe und Respekt erzeugt und zur Hilfsbereitschaft, zum Nicht-Streiten, zur Eintracht und Einigkeit beiträgt.“

Punkt 6: In den klassischen Texten gibt es praktische Hinweise, wie man in Beziehungen, bei Streitigkeiten, in der Gemeinschaft oder als leitende Person reden sollte. Es geht darum, mit Worten Konflikte zu lösen und Frieden zu schaffen. Dabei steht die Einsicht in die Ursachen von aggressiver Rede im Mittelpunkt . Sie kommen immer aus dem eigenen Verlangen und den daraus entstehenden Bewertungen. Erst wenn man diese Wurzeln in einem selbst erkennt, kann man daran arbeiten, sie zu entfernen. Dabei hilft es besonders, wenn vier Überlegungen angestellt werden, ehe man das Wort ergreift: Zuerst sollte man sich fragen, zu welchem Zweck gesprochen wird und ob es notwendig ist. Dann sollte überprüft werden, ob das, was gesagt wird, der Wahrheit entspricht, ob man es wirklich weiß. Dann sollte man überlegen, wie man sein Anliegen auf freundliche, gewaltfreie Art vermitteln könnte. Schließlich sollte geprüft werden, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch ist. Wenn man sich danach entschließt, zu schweigen, dann ist das oft die beste Art der Rechten Rede.


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 115: „Rede mit mir!"

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Dr. Paul Köppler ist Meditationslehrer und Leiter des Meditationszentrums Waldhaus am Laacher See in Rheinland-Pfalz. www.paul-koeppler.de

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Dr. Paul Köppler

Dr. Paul Köppler

Dr. Paul Köppler, geboren 1946, hat Philosophie und Theaterwissenschaften studiert. Köppler ist Meditationslehrer und Leiter des Waldhauses am Laacher See. Sein letztes Buch ‚Buddhas ewige Gesetze‘ zeigt anschaulich, wie Buddhas Weisheit in unser Leben integriert werden kann. Mehr unter: ...
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