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Hier finden Sie einen Auszug von "Zwischen Bhakti und Zen" von Dr. Iris Klein, aus Ursache\Wirkung № 125: „Geist & Gehirn".

Ich bin nicht eine einzige spirituelle Person. Denn mein Herz schlägt sowohl für das japanische Zen als auch für Bhakti. Letzteres ist die liebevolle Hingabe an ein persönliches Du Gottes. Und so verkörpere ich zwei Suchende auf dem Weg.

Während meiner fast zwanzigjährigen spirituellen Pilgerschaft habe ich mich in Polarität weiterentwickelt. Häufig taucht in mir die Frage auf: Sind Zen und Bhakti überhaupt unter einen Hut zu bringen? Wie groß muss dieser Hut sein, damit sich die beiden gegensätzlich wirkenden Pfade der Spiritualität darunter vereinen lassen?

Mein Weg begann in einem japanisch-deutschen Zen-Dojo und führte von dort in einen indisch-schweizerischen Ashram. Exotischer könnte die Mischung nicht sein. Nicht selten erlebe ich mich dabei, wie ich vergangene Erfahrungen „abspalte“, weil sie nicht zu meinem aktuellen Weg „passen“.

Und dann: Jemand sendet mir ein Video mit einer wundervollen Rezitation des Herz-Sutras, des Hannya shingyō, und ich fühle mich augenblicklich zurückversetzt ins altvertraute Zendo. Dort sitze ich auf dem schwarzen Kissen und lege achtsam die eine Hand in die andere. Ich höre die Schritte des Zen-Meisters, atme den Duft von Räucherwerk und lausche dem Klang des Mokugyo, tok, tok, tok: „kanjizai bosatsu. gyō jin hannya haramitta ji. shōken goun kai kū. do issai kuyaku ...“.

Ob und wie sich Zen und Bhakti verbinden lassen, darüber gibt es so gut wie keine Literatur. Über die Liaison von Christentum und Zen existiert dagegen eine Fülle von Büchern. Denn seit der Vater des christlichen Zen-Wegs, Hugo Makibi Enomiya-Lassalle SJ, 1929 als Missionar in Japan war, gibt es eine Annäherung. Der 1978 als Zen-Meister anerkannte Lassalle mit dem japanischen Namen Ai Un, „Wolke der Liebe“, überlebte den Atombombenangriff auf Hiroshima und wurde zum wichtigsten Vermittler zwischen christlicher und fernöstlicher Mystik.

Bhakti

Er sagt: „Im Zen begegnet die Seele Gott bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten.“ Zazen, das Sitzen in stiller Meditation, ist die Vorbereitung für die eigentliche Begegnung. Auch der Schweizer Jesuit Niklaus Brantschen und die christliche Psychologin Pia Gyger sind autorisierte Roshis und Brückenbauer zwischen Zen und christlicher Lehre; aus diesem Geist heraus entwickelten sie die Kontemplationsschule „Via-Integralis“. Brücken zwischen verschiedenen spirituellen Wegen entstehen immer dann, wenn jemand sie einfach überquert. Teilstrecken lassen sich gemeinsam zurücklegen, trotz verschiedener Auffassungen über die letztendliche Wirklichkeit.

Den ganzen Artikel finden Sie hier:


Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung № 125: „Geist & Gehirn"

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Dr. Iris Klein, Kunstwissenschaftlerin, Lektorin und Autorin. Sie schreibt über Aspekte der Spiritualität, auch in Form von Reiseberichten, zum Beispiel in „The Female Explorer“ (2021).

Alle Fotos © Iris Klein